Nora Steimer ist Geschäftsleiterin der IGSU, der Interessensgemeinschaft für eine saubere Umwelt, eine offene Plattform gegen Littering. Die studierte Umwelt- und Sozialpsychologin erzählt, was man gegen Littering machen kann. Die Liebe zur Natur begleitete sie schon seitdem die Umweltschützerin bei der Pfadi aktiv war. Ihr Ziel: Dass sich das Verhalten im Umgang mit Abfall zum Positiven entwickelt und die Schweiz sauberer wird.
Wir von der IGSU organisieren ganz viele Massnahmen gegen Littering. Aber schlussendlich braucht es jeden Einzelnen.
Du bist Psychologin und hast dich im Master-Studium besonders mit Verhaltenspsychologie beschäftigt mit Fokus auf Sozial- und Umweltpsychologie. Warum werfen Menschen ihren Abfall einfach auf die Strasse oder in die Natur?
Es wird nicht gelittert, weil keine Abfallkübel vorhanden sind oder weil sie voll sind. Gründe sind vielmehr gesellschaftliche Veränderungen. Die Mobilität hat zugenommen, man ist mehr unterwegs und dazu führt auch, dass man mehr unterwegs konsumiert. Und dadurch gibt es mehr Einweg-Verpackungen und die Möglichkeit, dass diese gelittert werden. Und zum Teil ist es einfach auch Faulheit.
Ist es denn auch eine Altersfrage? Oder eine Frage der Region?
Wir wehren uns sehr dagegen zu sagen: Es sind nur die jungen Leute, die littern. Denn das stimmt nicht. Junge Leute littern in anderen Situationen: wenn sie in Gruppen sind, weil sie ihren Status in der Gruppe beweisen wollen, als Zeichen von Rebellion und um zu zeigen, dass sie cool sind. Erwachsene dagegen littern, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, weil sie wissen, es ist nicht gut. Aus diesem Grund kann man den Eindruck bekommen, dass Littering eher ein Thema der jungen Leute ist. Aber man muss klar sagen: Alle littern, über alle Generationen hinweg.
Es wird nicht in bestimmten Kantonen oder Regionen mehr gelittert. Wir setzen uns wirklich überall ein. Man kann überall Schulworkshops bei uns buchen, wir sind überall mit unseren Botschafterteams im Einsatz. Den IGSU Clean-Up-Day gibt es in ganz vielen Gemeinden.
Der IGSU Clean-Up-Day wird einmal im Jahr veranstaltet. Da engagieren sich über 700 Gemeinden, Vereine, Schulen und Unternehmen.
Der IGSU Clean-Up-Day wird einmal im Jahr veranstaltet. Da engagieren sich über 700 Gemeinden, Vereine, Schulen und Unternehmen.
Die Frage ist, wie man so ein Verhalten tatsächlich ändert.
Der Fokus unserer Massnahmen liegt immer auf der Prävention zur Sensibilisierung. Und da zeigt sowohl die Wissenschaft als auch unsere praktische Erfahrung, dass Massnahmen angenommen werden, die positiv sind, humorvoll und freundlich.
Und es ist wichtig, dass es eine Peer-to-Peer-Kommunikation ist. Darum haben wir viele junge Menschen als Botschafter im Einsatz, gerade in Schulen. Die jungen Leute, die bei uns arbeiten, sind Vorbilder, was helfen kann, das Umweltbewusstsein zu schaffen.
Die weltweite Klimabewegung nimmt Fahrt auf. Sich für die Umwelt einzusetzen ist mittlerweile echt cool. Und wird immer stärker und wichtiger für die junge Generation und für uns alle allgemein. Wie merkt ihr das?
Vor zehn Jahren, als ich bei der IGSU angefangen habe, ist "über Abfall reden" und Littering langweilig gewesen, ein wenig verstaubt. Und mittlerweile findet man da sofort eine Ebene mit den Leuten und sie haben ganz viele Fragen, sodass wir ihnen viel Wissen vermitteln können.
Du bist jetzt seit zehn Jahren in der Geschäftsleitung von IGSU. War es für dich je ein Thema, Frau zu sein in dieser Leitungsposition?
Als ich vor zehn Jahren in der IGSU angefangen habe, bin ich 25 Jahre alt gewesen. Da war mir nicht klar, dass das in der Arbeitswelt ein Thema sein könnte. Mir ist aber sehr schnell aufgefallen, dass es gerade in der Abfallbranche das durchaus ist. Ich habe mich mehr beweisen müssen, dass ich in dieser männerdominierten Branche etwas zu sagen habe. Mittlerweile ist es nicht mehr so – weil ich Leistung bringe und das wissen sie.
Es gibt auch Raumpartnerschaften: einzelne Personen, die regelmässig in einem bestimmten Gebiet unterwegs sind und dieses regelmässig von Abfall befreien.
Es gibt auch Raumpartnerschaften: einzelne Personen, die regelmässig in einem bestimmten Gebiet unterwegs sind und dieses regelmässig von Abfall befreien.
Die Liebe zur Natur begleitet Nora Steimer schon seit sie klein war und bei der Pfadi aktiv. Das Motto war: sich freiwillig einsetzen für Mensch und Umwelt. Und so sammelten sie regelmässig Abfall ein und achteten darauf, Flora und Fauna nicht zu beschädigen. Diese Verbundenheit mit der Natur hat Nora dazu bewegt, beim Psychologiestudium den Schwerpunkt «Umwelt- und Sozialpsychologie» zu wählen. Und heute trägt sie als Geschäftsleiterin der IGSU aktiv dazu bei, dass sich das Verhalten im Umgang mit Abfall zum Positiven entwickelt und die Schweiz sauberer wird.